365 Tage, auch im Sommer! Meerforellen können das ganze Jahr hindurch erfolgreich gefangen werden. Für viele Fliegenfischer beginnt sogar ab Juni die spannendste Zeit um den Meerforellen nachzustellen. Also genau dann, wenn viele ihr Mefo-Tackle gereinigt in die Ecke stellen. Wir geben euch einige Tipps & Tricks für die Sommerfischerei und zeigen euch mit dem 'Day Foam Skater' von Martin Rieck ein erfolgreiches Muster und eine echte Simple Fly.
Im Sommer finden wir die bevorzugten Beutetiere der Meerforelle im Flachwasser, unmittelbar vom Ufer entfernt. Garnelen, Koppen und Tangläufer lieben den flachen und abwechslungsreichen Boden direkt hinter dem ersten Blasentang, denn hier gibt es viele Versteckmöglichkeiten und die Kleintiere wachsen in dem etwas wärmeren Wasser deutlich schneller ab – genau das wissen die Meerforellen und das ist der Hauptgrund, warum die Fische auch im Sommer immer wieder in die Wurfweite von uns Fliegenfischern kommen!
Die Fischerei unterscheidet sich im Sommer nur minimal von der Zeit im Frühjahr oder Herbst, wenn die meisten den Weg an die Küste auf sich nehmen. Das Frühjahr, genauso wie der Herbst zählen zu den Meerforellen-Monaten schlecht hin, doch das ist völlig unbegründet. Denn auch in der warmen Sommerzeit muss die Meerforelle jagen und das mehr als in den kalten Monaten, in denen der Stoffwechsel der Fisch nicht auf Hochtouren läuft. Es ist also nur eine Frage der Zeit, bis die silbernen Räuber den Weg ins flache Wasser wagen, um sich rasch und oft aggressiv den Bauch vollzuschlagen. Als Fliegenfischer können wir einige Dinge beachten, um unsere Chancen zu erhöhen.
Tipp 1: Die richtige Zeit
Die erfolgreiche, sommerliche Meerforellenjagd ist eine Frage der richtigen Zeit. Zu den besten Stunden im Sommer zählen natürlich der Abend, die Nacht und vor allem die frühen Morgenstunden. Vermehrt konnten wir in den letzten Jahren feststellen, dass besonders die letzten Stunden der Nacht und die ersten Stunden des neuen Morgens sehr produktiv sein können. Oft zieht es uns deshalb gegen 4 Uhr in der Frühe ans Wasser, bevor die Sonne aufgeht. Das Wasser ist über die Nacht etwas abgekühlt und die Meerforellen scheinen sich etwas wohler zu fühlen als später am Tag, wenn sich das Flachwasser aufwärmt. Die Fischerei am Morgen ist jedoch keineswegsmit dem Aufgehen der Sonne vorbei! Viele Fische zieht es am späten Morgen, bevor die sengende Sonne das Wasser aufwärmt, ein zweites Mal an die Küste, um sich nochmals an der reichhaltigen Nahrung satt zu fressen, bevor sie den Tag im tieferen Wasser ruhig verweilen. Aber Achtung! Diese 'Theorie' konnten wir erst ab einer Wassertemperatur von 18 Grad oder mehr feststellen. Liegen die Temperaturen unter 18 Grad und es ist zudem noch ein bedeckter Tag mit etwas Wind, kann den ganzen Tag mit Meerforellen gerechnet werden.
Abends, Nachts, Morgens - Die besten Zeiten für Meerforelle im Sommer
Die Meerforelle ist bekannt als Wanderfisch, der zur Fortpflanzung in die Bäche der Nord- und Ostsee aufsteigt. Während sich in den kälteren Monaten viele Fische in den Flusssystemen befinden, um für ausreichend Smolts im nächsten Jahr zu sorgen, versammeln sich in den Monaten Mai bis August die meisten Fische im Meer. Dies ist ein weiterer Pluspunkt! Und: Sommerfische strotzen vor Energie und sind nicht selten übergewichtig. Das liegt am hohen Nahrungsaufkommen. Denn das Buffet ist reichlich gedeckt und die Meerforellen können je nach Belieben zuschlagen.
Tipp 2: Die richtigen Fliegen
In den Sommermonaten kann die ganze Fliegenbox gefischt werden, denn jedes erdenkliche Muster ist in der Ostsee zahlreich vertreten. Doch das macht es einem gar nicht so leicht, die Fische vom eigenen Muster zu überzeugen. Um auf die Fliege unserer Wahl aufmerksam zu machen, ist es eine gute Option, ein recht großes Muster zu fischen. Dadurch heben wir uns von der 'Masse' ab. Eine weitere 'go-to-Fliege' im Sommer sind sogenannte 'Foam Flies'. Zu diesen Mustern aus Schaumstoff gehören z.B. Gurgler, Skater und Chernobyl Ants, die an der Wasseroberfläche geführt werden und eine unwiderstehliche Furche auf dem Wasser hinterlassen. Auch diese Schaumstoff-Fliegen können oft nicht groß genug sein!
Die Farben der Fliegen können im Sommer gerne natürlich und hell sein. In der sommerlichen Nachtfischerei wird schwarz als die Farbe schlechthin genannt, aber das muss nicht sein! Natürlich hebt sich eine schwarze Fliege in der Nacht etwas besser vom Himmel ab und sorgt für einen stärkeren Kontrast, aber Meerforellen sind hervorragende Jäger, die kleinste, transparente Tierchen in der Nacht finden. Die Farbe Schwarz ist kein Muss, eher die Kirsche auf der Torte.
Foam Flies für Meerforelle - Erfolgreich an der Oberfläche
Der letzte Fliegen-Tipp ist für viele eher ungewöhnlich und wird selten für voll genommen. Die Rede ist von einer Trockenfliege, wie wir sie aus der Fischerei am Bach kennen. Große Parachutes oder eine Black Gnat können an ganz speziellen Tagen der Schlüssel zum Erfolg sein. Denn auch Meerforellen steigen nach Fliegen, die an der Oberfläche treiben! Und wenn sie dies tun, nehmen sie selten andere Nahrung auf. Ein ablandiger Wind an einem Spot mit Feldern und Wiesen im Nacken, führt oft dazu, dass viele Insekten auf die Ostsee gedrückt werden und auf die Wasseroberfläche fallen. Die Fische bekommen das oft schneller mit als wir selbst, da unsere Augen nicht auf herumtreibende Insekten fokussiert sind. Doch wenn man die ersten Ringe und die ersten buckelnden Fische sieht, sollte man aufmerksam sein. Wenn die steigenden Fische angeworfen werden und die Shrimpmuster zum Frustrieren ignoriert werden, ist eine kleine Trockenfliege die allerbeste Wahl - Schwimmschnur nicht vergessen!
Materialliste 'Day Skater'
Für unsere Foam Fly, den 'Day Skater' von Martin Rieck, benötigt ihr die folgenden Bindematerialien.
- Haken: Gamakatsu F314 – Martins Lieblingshaken für Meerforellen. Er hat sich in diesem Video für eine Größe #8 entschieden, hat aber stets Muster in den Größen 6-10 am Mann.
- Schwanz: Polar Fox
- Highlight: Veevus Pearl Tinsel
- Unterkörper: Foam in zwei Farben (z.B. Fly Scene 'Thin Fly Foam')
- Hechel: Grizzly Hechel Saddle (z.B. Hareline Grizzly Saddle)
- Bindefaden: GSP Bindegarn
- Kopf: Runde Grizzly Rubber Legs (z.B. von Wapsi)
Pelle's Day Foam Skater
Neben deinem Bindestock benötigst du außerdem die folgenden Werkzeuge:
- Bobbin
- Bürste
- Schere
- Sekundenkleber
Dieses Oberflächen-Muster lässt sich beliebig variieren und hat sich in vielen Farbkombination als sehr fängig erwiesen. Außerdem könnt ihr noch mit Garnelenaugen experimentieren, wenn ihr einen anderen Look erzielen möchtet.
Tipp 3: Die richtigen Spots
An besonders heißen Tagen wollen sich die Meerforellen nicht unnötige lange im warmen Wasser aufhalten und es sind oft immer die gleichen Spots an der Küste, die von den Fischen stundenweise aufgesucht werden, um schnell zu fressen und sich dann wieder ins tiefere Wasser zurückzuziehen. Viele unserer Lieblingsplätze an der Küste können für die Sommermonate genutzt werden, jedoch sollte man stets das Wasser im Blick haben. Steigendes Wasser ist ohnehin ein Garant für den Erfolg, doch im Sommer wichtiger als man denkt. Das steigende Wasser sorgt nicht nur dafür, dass sich die Meerforellen beim Jagen im Uferbereich in einer Wohlfühl-Wassertiefe befinden, es bringt zudem auch noch kälteres Wasser aus der Tiefe mit sich, und genau diesem Wasser folgen die Meerforellen.
Im Sommer sind Strände, Riffe oder Wannen, die kälteres Wasser mit sich führen, eine gute Wahl. Landspitzen, die weit in die Ostsee ragen, sind meistens auch Plätze mit bewegtem, strömungsreichem Wasser. An diesen Plätzen finden wir oft das essentielle, etwas kältere Wasser. Ebenso bilden sich an den sogenannten Landzungen oft Riffe, die vielen Beutetieren der Meerforelle einen Lebensraum bieten. An diesen Plätzen lohnt es sich auf die Fische zu warten, bis diese mit der Dämmerung und mit jeder Minute etwas dichter in unsere Wurfweite kommen. Aber auch flachere Bereiche, die einen schönen Mischgrund aufweisen, sind ideale Plätze. Denn auch Bereiche mit einer Wassertiefe unter 1 Meter werden von den Fischen im Sommer aufgesucht, solange ausreichend Nahrung vorhanden ist. Das kältere Wasser muss dabei nicht zwangsläufig in Wurfweite sein, aber schnell erreichbar für die Fische. Ein toller Leoparden-Grund in einer Bucht kann gute Fänge bringen, sofern das tiefe Wasser nicht weiter als etwa 50-80 Meter entfernt ist.
Hot Spot für Meerforelle im Sommer
Um den richtigen Spot zu finden nehmen wir gerne einen Angelführer oder aber Google Maps zur Hilfe. Hier finden wir schnell mögliche, interessante Strände. Eine weitere Hilfe bieten Internetseiten oder Apps, die uns Strömungen zeigen und uns Infos über steigendes Wasser mitteilen. Trift eine starke Strömung auf einen Bereich, den wir auch bei Google Maps ansprechend finden, wird ein Versuch oft belohnt.
Auch der Wind spielt bei der Platzwahl eine Rolle. Zum einen, um ihn perfekt auf unsere jeweilige Wurfhand zu legen und zum anderen kann ein ablandiger Wind gleich mehrere weitere Vorteile mit sich bringen. Während wir in den Monaten, die außerhalb des Sommers liegen, auflandigen Wind bevorzugen, fischen wir im Sommer gerne ablandig. Ablandiger Wind bringt oft viel Insekten von den Feldern und Wäldern auf die Ostsee, was wiederum die Meerforellen anlockt. Aber, ablandiger Wind drückt auch das über den Tag aufgewärmte Oberflächenwasser vom Ufer weg, sodass das kälter Wasser aus der Tiefe nachrückt. Dass das kältere Wasser und die Nahrung auf der Oberfläche wie ein Leitfaden für die Meerforellen ist, versteht sich von selbst.
Für eine erfolgreiche Meerforellenfischerei im Sommer ist also eine gute Planung das A und O. Es schadet nie mehrere Strände herauszusuchen und diese mit den aktuellen Strömungsverhältnissen und dem jeweiligen Wind abzugleichen. Denn oft seid ihr nicht die einzigen, die einen Plan verfolgen. Am Wasser angekommen, kann es vorkommen, dass das Riff der Wahl bereits besetzt ist. Bevor man einander auf die Nerven oder 'Unruhe' in den Spot bringt, was sich oft negativ auf die Fische auswirkt, fährt man lieber den nächsten Strand an – die Ostsee ist zum Glück groß genug.
Tipp 4: Das richtige Tackle
Für das Meerforellenfischen im Sommer raten wir aufgrund der meist angenehmen Bedingungen (und weniger Wind) zu leichtem Geschirr. Die Rute kann gerne eine Klasse #5 bis hin zu einer #7 mit 9,0 ft oder 9,6 ft sein, die eine mittelschnelle bis schnelle Aktion hat, sodass enge Schlaufen und eine hohe Leinengeschwindigkeit möglich sind. Denn diese beiden Punkte sorgen für eine gute Wurfweite bei minimalem Aufwand.
Eine Slow Intermediate Fliegenschnur ist für viele Meerforellenangler üblicherweise die erste Wahl - und das zu Recht! Aber im Sommer raten wir unbedingt, eine Schwimmschnur zu verwenden. Denn nur so können wir unsere speziellen Meerforellen Fliegen mit Schaumstoff perfekt an der Wasseroberfläche anbieten, was besonders in der Nacht ein großer Vorteil ist! Eine ideale Schnur für die Küste zeichnet sich durch eine perfekte Kombination aus stabiler Kontrolle bei wenig Wind und enormer Schussfreudigkeit auch gegen den Wind aus. Das sind Fliegenschnüe mit einer Kopflänge von 9 bis 12 Metern, deren Gewicht in den vorderen Teil der Keule verlagert ist. Der Aufbau der Coastal Schnüre von Guideline ist ein sehr gutes Beispiel. Zudem haben wir immer eine Sinkschnur mit einer Sinkrate von Sink2 bis Sink3 dabei, denn wenn die Meerforellen nicht unter Land kommen, zahlt sich ein Versuch auf Dorsch und Scholle im Sommer oft aus.
Schwimmschnur und langes Vorfach - Das richtige Setup für den Sommer
Als Fliegenrolle sollte natürlich ein Modell gewählt werden, welches zur Rutenklasse passt und zudem mit dem Salzgehalt der Nord- oder Ostsee umgehen kann. Ein geschlossenes, starkes Bremssystem mit einem butterweichen Schnurabzug helfen euch am meisten im Drill und das auch, wenn mal eine wirklich große Meerforelle einsteigt, mit der man im Sommer jeder Zeit rechnen kann.
Das Vorfach sollte nicht zu fein gewählt werden, denn Meerforellen zählen nicht zu den Vorfachscheuen Fischen und man kann nie sagen, wie groß die nächste Meerforelle ist, die sich eure Fliege schnappt. Zudem führt ein dünnes Vorfach bei den windanfälligen Foamflies zu einem Verdrallen der Schnur. Eine 9ft langes Leader mit einer Spitze von 0,30 mm Durchmesser und einem Tippet der Stärke 0,28 mm sind ein guter Richtwert. Die Gesamtlänge des Vorfachs sollte etwa 1,5-fache Rutenlänge betragen. Also ca. 4 - 4,5 Meter lang sein.
Ein Schnurkorb gehört an der Küste zu einem absoluten Muss, denn ohne Schnurkorb gehen euch die manchmal wichtigen, letzten Meter in der Wurfdistanz verloren und es kann zudem sehr nervig sein, wenn sich die Schnur durch die Wellen im Blasentang verfängt.
Auch am Abend oder in der Nacht ist es wichtig, seine Augen vor den Fliegen zu schützen, sodass beim Angeln auf den 'Fisch der 1000 Würfe' nichts schiefgeht. Brillen mit klaren Gläsern oder aber Polarisationsbrillen mit gelben bzw. pinken Linsen, wie z.B. bei denen denen von Bajio oder Costa sind verlässliche Begleiter, die zum einen das vorhandene Licht aufhellen und zum anderen eure Augen vor verirrten Fliegen schützen.
Meerforellen sind erbitterte Kämpfer, besonders im Sommer sind die Fische in Topform, aus diesem Grund gehört auch ein Watkescher zu unseren Tackle-Tipps. Eine ausreichend große Öffnung sollte der Kescher haben, um die sprungfreudigen Fische schnell und schonend zu keschern. Ein Gumminetz oder ein gummiertes Mesh, gehören für uns zur ersten Wahl. Denn solch ein Netz ist nicht nur gut für die Fische, sondern es trocknet auch schneller und nimmt zudem weniger Geruch an.
Meerforelle im Sommer - Ein absolutes Highlight im Fliegenfischerjahr
Ein Highlight im Jahr
Die Sommerfischerei auf Meerforelle gehört für uns zu den Highlights des Jahres. Und wir können jedem Fliegenfischer empfehlen, diese Zeit zu nutzen und zu genießen. Denn es handelt sich hierbei um eine ausgesprochen spannende Fischerei auf das Silber der Ostsee - ohne dabei frieren zu müssen. Die Fische sind im Sommer zahlreich vertreten und zudem auch noch sehr kampfstark. Und wer die ersten Meerforellen auf eine Oberflächenfliege wie unseren 'Day Skater' gefangen hat, kann nachvollziehen, warum wir aus dem Schwärmen nicht mehr rauskommen!
Für eine gelungene Meerforellenfischerei im Sommer haben wir euch ein paar unserer Tackle Tipps zusammengestellt. Wir wünschen euch viel Spaß am Wasser und Tight Lines.