Keep It Simple! In diesem Video erklärt Marina Gibson, welche Fliegen Anfänger für ihre erste Box wirklich brauchen. Denn gerade zu Beginn einer Fliegenfischerkarriere kann die große Auswahl unterschiedlicher Muster verwirrend sein. Aber mit ein paar einfachen Faustformeln steht einer fängigen Zusammenstellung nichts im Wege!
Trockenfliegen, Nymphen, Nassfliegen, Streamer. Die grundlegende Unterscheidung der gängigen Köder beim Forellenfischen ist für Anfänger nicht sonderlich schwer - auch wenn es mittlerweile immer mehr Muster gibt, die traditionelle Grenzen durchbrechen. Zum Beispiel sehr kleine Jig-Streamer, die wie eine Nymphe in Dead Drift präsentiert werden.
Auf der Suche nach den passenden Mustern für eine erste eigene Fliegenbox kann jedoch schnell Verunsicherung eintreten. Denn zu Beginn einer Fliegenfischerkarriere stellen sich typischerweise viele Fragen:
- Welche Trockenfliegen brauche ich für welche Jahreszeit?
- Benötige ich Nymphen überhaupt? Und wenn ja, wie schwer sollten sie sein?
- Und was ist eigentlich mit den Haken: Barbless oder mit Widerhaken? Welche Hakengrößen sind gängig?
- Wie lang sollte ein Streamer für Forelle in etwa sein?
- Und wie viele Muster brauche ich insgesamt?
Eine prallgefüllte Fliegenbox - Mit der Erfahrung wächst auch die Auswahl unterschiedlicher Fliegenmuster
Diese und viele weitere Fragen bekommen wir in unserer Beratung via Telefon und Mail häufig gestellt. Deswegen haben wir Marina Gibson gefragt, welche grundlegenden Tipps sie für Anfänger hat. In ihrer Fliegenfischerschule im Norden von England unterrichtet sie jährlich viele Einsteiger und kennt die typischen Fragen, die sich bei der Zusammenstellung einer ersten Fliegenbox und bei der Auswahl von ersten Mustern stellen.
Marinas Top 5 Tipps für Anfänger
Tipp 1: Keep it simple!
Lasst euch nicht von der großen Auswahl unterschiedlicher Muster irritieren. Weder beim Stöbern in unseren Kategorien hier auf adh-fishing, noch beim Blick in die prall-gefüllten Fliegenboxen erfahrener Angler. Mit der Zeit werdet ihr nicht nur wertvolle eigene Erfahrungen an euren Gewässern sammeln und lernen, welche Muster besonders gut funktionieren, sondern auch ein immer besseres Verständnis über die Materialien, den Aufbau und die Charakteriska einzelner Fliegen erlangen. Das Auge wird mit der Zeit für feine Unterschiede und die ganz besonderen Eigenheiten einzelner Fliegen geschult.
Für den Start rät Marina deshalb: Konzentriert euch auf eine übersichtliche Kollektion, die aus 12 Trockenfliegen, 12 Nymphen und einer handvoll unterschiedlicher Streamer besteht. Damit seid ihr für eure ersten Schritte am Wasser ausreichend gewappnet und lauft nicht Gefahr, plötzlich ohne ein funktionierendes Muster am Bach oder Fluss zu stehen. Denn es gibt nichts Ärgerlicheres, als endlich einen Ring an der Oberfläche zu entdecken, aber keine Trockenfliege mehr in der Dose zu haben, weil sie in Bäumen und Sträuchern abgerissen oder aber beim Nymphenfischen am Grund verloren gegangen sind. Und weil die allermeisten Fließgewässer über Populationen von Eintagsfliegen (Mayflies) und Köcherfliegen (Caddis) verfügen, solltet ihr euch auf diese grundlegenden Typen konzentrieren. Variationen einer "Hare's Ear", gebunden mit dem borstigen Dubbing vom Hasen, oder einer "Pheasant Tail", die mit der markanten Schwanzfeder des Fasan gebunden ist, sind nicht ohne triftigen Grund in den Fliegenboxen erfahrener Fliegenfischer überall in Europa zu finden.
Damit macht man nichts verkehrt: Eine Auswahl klassischer Nymphenmuster (z.B. "Peeping Caddis")
Tipp 2: Unterschiedliche Größen und Gewichte!
Habt ihr eure ersten eigenen Erfahrungen gesammelt und funktionierende Muster für euer Hausgewässer identifizieren können, dann fangt ihr an, diese Muster in unterschiedlichen Hakengrößen und - falls es sich um Nymphen handelt - in unterschiedlichen Gewichten zu kaufen. Denn auch ein klassisches Allroundmuster wie z.B. eine 'Adams', mit der diverse Eintagsfliegen imitiert werden können, setzt auf einen Haken der Größe 16 gebunden einen vollkommen anderen Reiz, als auf einen großen 12er Haken. Durch die Auswahl unterschiedlicher Hakengrößen/Gewichte bieten sich euch sehr viele Möglichkeiten, um beispielsweise auf einen Schlupf oder aber (beim Nymphenfischen) auf unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten und Wassertiefen zu reagieren.
Als Faustformel empfiehlt Marina jedoch: Mit den Hakengrößen #12 bis #16 und Nymphen mit Perlen zwischen 2.5 mm und 3.5 mm seid ihr für viele typische Situationen am Wasser bestens gewappnet und könnt ein breites Spektrum aquatischer Insekten abbilden. Und für die Streamerfischerei rät sie: Nicht zu klein! Ein fingerlanger Zonker mit einem Haken zwischen #4 und #8 aus weichem Kaninchenfell, das in der Strömung wunderbar spielt, ist für eine ausgewachsene Bachforelle ein willkommener Happen.
Hakengröße und Gewicht spielen eine bedeutende Rolle für die Präsentation einer Nymphe
Tipp 3: Qualität vor Quantität!
Was nützt eine fängige Fliege, wenn sich nach einem Biss der Kopfknoten öffnet oder die Schwimmfähigkeit des Musters nach dem Drill gen Null geht? Nichts! Und deswegen rät Marina, sich beim Kauf kommerzieller Fliegen bei den namhaften, renommierten Herstellern umzuschauen. Hier kann man sich nicht nur sicher sein, dass die Verarbeitung makellos ist, sondern auch, das hochwertige Haken und Materialien eingesetzt werden. Das gilt für Federn, die zur Schwimmfähigkeit einer Trockenfliege maßgeblich beitragen ebenso, wie für die Auswahl einer Tungstenperle, die bestimmt, wie schnell eine Nymphe zum Grund sinkt. Kurz: Anstelle einer großen Auswahl unterschiedlicher Billigfliegen lieber in eine Selektion hochwertiger Fliegen investieren, auf die man sich in der Praxis wirklich verlassen kann!
Tipp 4: Get to know your local waters!
Der wichtigste Tipp für Beginner von Marina: Die eigenen Gewässer besser kennenlernen! Mit einem wachsamen Auge könnt ihr an eurem Bach und Fluss viele wertvolle Informationen sammeln und typische Verhaltungsmuster der Forellen studieren. Ein Blick unter die Steine lohnt sich hierbei genauso, wie ein aufmerksames Beobachten der Insekten auf der Wasseroberfläche. Selbst mit einem rudimentären Wissen über Entymologie, die Kunde der Insekten, könnt ihr viele Schlüsse ziehen und Entscheidungen souveräner treffen.
Besonders wichtig ist für Marina aber auch der Austausch mit anderen Fliegenfischern. Denn in Gesprächen mit erfahrenen "Locals" könnt ihr euch wertvolles Wissen aneignen, das euch bei der Auswahl von Mustern und der Zusammenstellung eurer Fliegenbox von großem Wert ist. Denn am Ende des Tages gilt auch beim Fliegenfischen: Nur Übung macht den Meister und jede Stunde am Wasser ist eine Stunde, in dem ihr euren Erfahrungsschatz bereichert. Das gilt gerade für Anfänger!
Ein Blick unter die Steine gibt wertvolle Informationen über das natürliche Insektenaufkommen eines Gewässers
Tipp 5: Go Barbless!
Viele namhafte Hersteller hochwertiger Fliegen setzen mittlerweile vermehrt auf Schonhaken. Das ist ein Trend, den auch Marina sehr begrüßt. Denn zum einen stehen sie Modellen mit Widerhaken in puncto "Hakeigenschaften" in nichts nach und zum anderen gehen auch mit "Barbless Hooks" im Drill kaum Fische verloren, solange Druck auf den Fisch ausgeübt wird. Selbst an Gewässern, die keine ausgewiesenen "Catch & Release" Strecken haben, ist die Nutzung von Widerhaken oftmals untersagt. Deswegen empfiehlt Marina, einen kleinen Widerhaken mit der Lösezange sorgsam anzudrücken. Auch das schont den Fisch ungemein!
Einige der Lieblingsmuster von Marina aus der großen Kollektion von Fulling Mill findet ihr unten. Und solltet ihr noch weitere Fragen zur Fliegenwahl haben, dann stehen wir euch gerne beratend zur Seite. Viel Spaß mit euren ersten Erfahrungen mit der Fliegenrute auf Forelle!