Streamern ist schon lange nicht mehr nur eine Alternative, wenn man nicht weis, was man fischen soll. Das Fischen mit dem Streamer zählt mittlerweile zu den beliebtesten Techniken, gezielt große Fische zu fangen und das bei allen Bedingungen! Wir zeigen euch, welche Streamer ihr auf jeden Fall in eurer Fliegendose haben solltet.
Das Fischen mit der künstlichen Fliege hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde das Fliegenfischen ganz selbstverständlich mit dem Präsentieren einer Trockenfliegen auf eine steigende Bachforelle gleichgesetzt. Das sieht heute anders aus! Es gibt schier unendliche Facetten des Fliegenfischens und weltweit kaum einen Fisch, der nicht mit der Fliege überlistet werden kann.
Dies ist neben der Weiterentwicklung von Fliegenschnüren und Fliegenruten dem Einfluss konventioneller Angeltechniken zu verdanken. Allen voran hat das Spinnfischen seine deutlichen Spuren hinterlassen und heute wird auch im Fliegenfischen auf Räuber unterschiedlicher Couleur mit aktiv bewegten Kunstködern gefischt. Diese sogenannten "Streamer" imitieren im engeren Verständnis des Begriffs Beutefische, die in unseren heimische Gewässern Hecht, Zander, Barsch oder aber eben Forellen als Nahrungsquelle dienen. Während jedoch die Erstgenannten schon im jungen Alter auf Raubzug gehen, konzentrieren sich Forellen in den ersten Jahren primär auf das Fressen von Insekten an Grund und Oberfläche und entwickeln erst später räuberische Züge und erheben terretoriale Ansprüche. Umso größer eine Forelle abwächst, desto stärker wird dieser Charakter ausgeprägt. Natürlich auch, weil ein großer Happen eine attraktive Energiebilanz besitzt. Zudem sollten Forellen niemals als Räuber unterschätzt werden. Manche dieser Salmoniden sind gefräßiger als ein Hecht.
Das Streamerfischen bietet demzufolge die Möglichkeit, eine große Forelle ganz gezielt zu fangen und kleinere Exemplare bewusst zu übergehen. Qualität vor Quantität, wenn man so möchte. Anders jedoch als bei den klassischen Methoden mit Trockenfliege und Nymphe, bei dem potentiell Forellen jeder Altersgruppe ans Band gehen können. Und noch einen zweiten Vorteil besitzt die Streamerfischerei: Im Gegensatz zur präzisen Präsentation von Trockenfliege und Nymphe und dem Fischen kurzer, exakter Driften können mit einem Streamer große Wasserflächen in kurzer Zeit abgesucht werden. Zudem ist die Streamerfischerei bei den meisten Bedingungen möglich, besser noch, desto höher das Wasser, desto aktiver die Fische! Bevor man sich also ins Restaurant setzt, weil die Trockenfliegenfischerei unmöglich scheint, sollte man stets eine Streamerrute der Klasse #6 bis #8 dabei haben und die regnerischen Tage mit hohem, trüben Wasser effektiv nutzen.
Die Wahl des richtigen Streamers hängt ein wenig vom Gewässer, dem Wasserstand und der Trübung ab, wir sollten aber nicht vergessen, dass große Forellen ernstzunehmende Raubfische sind. Es schadet deshalb nicht, den Streamer eine Nummer größer als den Brutfisch, den die Forellen jagen, zu wählen. Wir können uns also getrost durch Fliegenmuster aus der Meerforellen- und Steelheadfischerei inspirieren lassen. Große, artikulierte Leeches, Intruder mit Stingerhaken oder ein Zonker der XXL Variante sollte euch nicht abschrecken. Die meisten Angler schmeißen den normalen schwarzen Woolly Bugger in #4-8 in den Bach und es ist immer einen Versuch wert, dieses Muster zu durchbrechen. Schließlich muss die Forelle immer die Entscheidung treffen, ob sie für einen Happen schwimmen soll, oder energiesparend an ihrem Standort verweilt, um sich kleinere Nahrung (Larven, Bachflohkrebse, Würmer, etc.) in den Mund treiben zu lassen. Wir können diese Entscheidung mit unserer Fliegenwahl immens beeinflussen und oft lassen sich große Fische mit einem größeren Streamer am besten aus der Reserve locken.
Streamer wie diese und Varianten in unterschiedlichen Größen und Farben sind für Forellen sehr gut geeignet.
- Black is beautiful! Ein schwarzer Streamer mit Zonkerfell ist für die allermeisten Situationen die erste Wahl. Eine Beschwerung im Kopfbereich ist wichtig, denn dadurch kommt er schneller auf Tiefe und das auch bei Strömung. Ausserdem erhält der Streamer eine tolle Jig-Bewegung. Wenige Flash-Fäden machen bei trübem Wasser oft den Unterschied.
- Eine moderne Variante des klassischen Wooly Bugger - für viele Fliegenfischer das effektivste Muster auf Forellen. Ein Schwänzchen aus weichem Marabou, das in der Strömung spielt und eine pulsierende Körperhechel für eine große Silhouette. Die Farbe olive ist eine gute Alternative an Tagen mit klarem Wasser und scheueren Fischen.
- Sculpin Streamer imitieren Koppen und werden deshalb primär am Grund angeboten. Sehr langsam geführt ein sehr fängiges Muster! Damit der Streamer den Boden erreicht, ist er stark beschwert. Er kann auch in Dead Drift präsentiert werden - ähnlicher einer Nymphe. Die Farbe wir je nach Wasserfarbe gewählt. Heller Tag und klares Wasser verlangen nach einem helleren Muster. Und umgekehrt!
- Articulated Streamer sind eine der besten Fliegenmuster für große Fische. Die auf zwei Haken oder aber einem Haken in Verbindung mit einem Shank gebundenen Fliegen sind unsere Top-Favoriten, wenn es darum geht große Forellen ans Band zu bekommen. Die Fliegen überzeugen in der Strömung mit einem genialen Spiel und locken so die alten Hasen aus dem Pool. Zudem sind die Articulated-Streamer etwas größer als die klassischen Streamer-Muster, die auf einem Haken gebunden sind. Auch hier ist entscheidend, dass die Farbe der Fliege nach dem Wasser gerichtet wird. Helles wasser, helle Muster und umgekehrt.
- Rehhaar wird nicht nur für Trockenfliegen verwendet, sondern kommt auch bei Streamern zum Einsatz. Ganz klassisch bei Muddlern, die Koppen imitieren. Rehhaar verdrängt Wasser und erzeugt dadurch eine Druckwelle, die für den Fisch spürbar ist. Außerdem entsteht eine größere Silhouette. Aber: Rehhaar treibt auf! Wenn du nicht möchtest, dass dein Streamer knapp unter der Oberfläche läuft, solltest du eine Tungstenperle nutzen.
- Dumbbell Eyes sind eine alternative Beschwerung zu normalen Tungstenperlen, Coneheads, Fish Masks oder Sculpin Köpfen. Durch die besondere Anordnung auf dem Hakenschenkel (am besten per Achterwicklung) schwimmt der Streamer upside-down, d.h. mit der Hakenspitze nach oben. Das vermindert die Gefahr von Hängern. Rubber Legs können neben Flash, Hecheln und anderen Materialien einen zusätzlichen Reiz setzen und werden beim modernen Fliegenbinden sehr gerne genutzt. Vorallem auf Meerforellen im Fluss!
- Streamer mit frei-schwingendem Haken sind beim Fischen auf Pazifische Lachse, Steelheads und Meerforellen im Fluss (zum Beispiel im Süden Argentiniens) bekannt. Aber auch bei der heimischen Fischerei hat ein sogenannter Stinger-Haken einen großen Vorteil. Zum einen besitzt der Streamer mehr Spiel und zum anderen werden auch vorsichtige Bisse von hinten häufig noch verwertet. Bei der Farbauswahl gibt es keine Grenzen. Klassisch sind knallige Töne, bei der Forellenfischerei empfehlen sich eher schwarz, braun und olive.
- Mäuse! Nicht nur in einem Mäusejahr in Neuseeland kann die Imitation eines kleinen Nagetieres zum Erfolg und zu spektakulären Attacken führen. Eine Maus (meist aus Rehhaar gebunden) an der Schwimmschnur stromabwärts präsentiert und über die Oberfläche gefurcht hat auch schon an heimischen Flüssen so manch eine große Rotgetupfte aus ihrem Unterstand gelockt. Besonders in den Abendstunden kann diese Technik sehr spannend sein. Gefischt wird hier wie mit einer Skating Caddis. Ein Wurf ans andere Ufer und Spannung auf die Schnur. Den Rest erledigt die Strömung für uns. Und ganz wichtig: Cool bleiben und den Haken nicht zu früh setzen!
In Abhänigkeit von Größe/Gewicht des Streamers hängt die Wahl des passenden Vorfachs beim Streamerfischen auf Bachforellen auch von der Sichtigkeit des Wassers ab. Ein unverjüngtes Vorfach hilft uns dabei, eine etwas winfängigere oder beschwerte Fliege ausgestreckt zu präsentieren. Fischen wir eine Schnur mit Sinktip, wählen wir unser Vorfach deutlich kürzer (1 - 1,5 m reichen hier oft). Wollen wir allerdings eine beschwerte Fliege an einer Schwimmschnur auf Tiefe bringen, sollte das Vorfach etwas länger gewählt sein, da die Schwimmschnur die Fliege in der Strömung stets an die Wasseroberfläche drückt. Beim Werfen werden wir mit diesem Ansatz jedoch an unsere Grenzen stoßen. Zwischen diesen zwei Extremfällen haben wir sicherlich viel Spielraum, auch was den Vorfachdurchmesser betrifft. Wird ein großer Streamer im angetrübten Wasser gefischt, sind Vorfachlänge und Durchmesser – was die Scheuchwirkung anbelangt – fast nebensächlich. Ein unverjüngtes 4 - 5 ft. Vorfach von 0,25-0,30 mm an einem kurzen Sinktip ist für die meisten Szenarien, wo das Wasser eingetrübt ist, ein gutes Standardrezept. Kleinere Streamer im klaren Wasser müssen wir natürlich etwas delikater anbieten und unser Vorfach kann unserem ‚normalen‘ Forellenvorfach deutlich näher kommen – etwas länger und dünner, was auch bei sehr kleinen/leichten Streamern (kleiner Woolly Bugger) verjüngt sein darf, aber keinesfalls abgestuft sein muss.
Das gezielte Streamern auf Großforellen am Fluss ist nicht immer und überall möglich. Unter den richtigen Bedingungen und mit den richtigen Mustern aber viel mehr als nur eine Ergänzung zum Trockenfliegenfischen oder Nymphen.
Tight Lines und viel Spaß beim Streamern!