Fliegenfischen im Winter - Richtige Bekleidung

Winter
 

Als Fliegenfischer verbringen wir einen Großteil unserer freien Zeit draußen, draußen am Wasser. Egal in welcher Jahreszeit, egal bei welchem Wetter. Möglichkeiten, unserer Leidenschaft nachzugehen, sind kaum Grenzen gesetzt. Selbst im Spätherbst, im tiefsten Winter und früh im Neuen Jahr zieht es uns noch ins Freie und hinaus in die Natur. Zum Beispiel bei der Suche nach Meerforellen, Äschen, Hechten oder Huchen. Genau dann, wenn andere sich mit einer Tasse heißem Tee lieber am warmen Kamin aufhalten.

 

Bei diesen niedrigen Temperaturen, bei eisigem Wind, Regen oder Schnee kommt es auf die richtige Kleidung an, damit wir das Fischen in vollen Zügen genießen können. Ganz ähnlich zum Fliegenfischen im Sommer müssen wir unseren Körper dann besonders schützen. Nur eben weniger vor aggressiver UV-Strahlung und großer Hitze (Sonnenschutz beim Fliegenfischen), als davor, zu schnell auszukühlen. Klappernde Zähne werden zwar keinen Fisch vergrämen, mehr Spaß macht es aber definitiv ohne Schlottern und Bibbern.

 

Das Zwiebelprinzip

Glücklicherweise ist es gar nicht schwer, sich wetter- und winterfest zu kleiden. Schon mit ein paar wenigen Tricks zur richtigen Kombination geeigneter Kleidungsstücke sind wir für die kommenden Monate am Wasser bestens gerüstet. Die Grundidee ist einfach und aus anderen Outdooraktivitäten bekannt: Das Zwiebelprinzip. Damit ist ein System aus Schichten von Kleidungsstücken gemeint, die sich gegenseitig ergänzen und miteinander funktionieren. Funktionskleidung im wahrsten Sinne des Wortes also. Entgegen weitverbreiteter Annahmen bringt es nämlich gar nichts, einfach möglichst viel anzuziehen. Ganz im Gegenteil! Denn auch bei niedrigen Temperaturen produziert unser Körper Feuchtigkeit bzw. Schweiß. Selbst wenn wir frieren. Diese Flüssigkeit muss von der Haut wegtransportiert und an die Umgebung abgegeben werden. Daher brauchen wir Kleidungsstücke, die diesen einseitigen Feuchtigkeitstransport leisten können und Feuchtigkeit nicht speichern.

 

Keine Baumwolle

Baumwolle fällt deswegen im Winter als Option flach. Die gemütliche Jogginghose oder die dicke Jeans sind unter der Wathose getragen kontraproduktiv, da beide den Feuchtigkeitstransport verhindern. Stattdessen speichern sie die Flüssigkeit und werden dadurch schnell feucht. Das kühlt unseren Körper aus.

Ungeeignet sind auch die beliebten Tennissocken aus Baumwolle. Denn aus nassen Füßen werden im Handumdrehen kalte Füße. Schon bei wenig Bewegung produziert der Fuß etwa 3 Gramm Feuchtigkeit in der Stunde. Bei anstrengenden Märschen oder sonstigen Aktivitäten bis zu 30 Gramm pro Stunde. Um also bei kalter Witterung nicht an den Füßen zu frieren, müssen diese vor allem trocken sein. Das erfordert eine effektive Ableitung der Feuchtigkeit, denn Wasser leitet Wärme ca. 25 Mal besserer als Luft. Sind die Füße also einmal feucht, ist ein enormer Wärmeverlust absehbar.

 

Davon abgesehen kommt es beim längeren Tragen feuchter Baumwollsocken zu Blasenbildung. Und stinkende Schweißsocken will auch niemand haben. Also weg mit der Tennissocke, weg mit Baumwolle!

 

Viel besser geeignet ist Schurwolle, insbesondere Merinowolle. Beide nehmen die Feuchtigkeit der Haut langsamer als Baumwolle auf, speichern den Schweiß jedoch nicht, sondern führen ihn weiter an die nächste Schicht. Und selbst wenn Wolle einmal nass wird, kann sie ca. 30% ihres Eigengewichts speichern ohne ein Gefühl von Nässe zu vermitteln. Synthetische Fasern (z.B. Polyester) wirken ebenfalls feuchtigkeitsregulierend, wärmen jedoch nicht so gut wie Schurwolle/Merinowolle. Wenn du also schnell zu frieren beginnst und deine Füße dazu tendieren sich frühzeitig in Eiszapfen zu verwandeln, empfehlen wir dir lange Unterwäsche und Socken aus Schurwolle/Merinowolle. Wenn du dich hingegen sehr viel bewegst, ist Unterwäsche aus Polyester vorzuziehen.

 

 

Winter

Warm und Trocken - Mit der richtigen Bekleidung zum Hechtfischen im Winter

 

1. Schicht

Damit hast du bereits die erste Schicht der Zwiebel gelegt und eine passende Grundlage für den Rest geschaffen. Falls Neoprenfüßlinge und Watschuhe es zulassen, kannst du getrost zwei Paar Socken tragen: Ein dünnes aus synthetischen Fasern für den Feuchtigkeitstransport und ein dickes aus (Merino)Wolle für optimale Wärmespeicherung. Es sollte aber auf jeden Fall noch ausreichend Platz sein um mit den Zehen wackeln zu können. So kannst du dir sicher sein, dass sich die Luft zwischen deinem Fuß und dem Schuh auch erwärmen kann; sich also ein richtiges Luftpolster bildet. Viele Fliegenfischer tragen ihren Watschuh im Winter daher eine Nummer größer als gewöhnlich.

Deinem restlichen Unter- und Oberkörper spendierst du hochwertige, lange Unterwäsche. Die Boxershorts oder Unterhose aus Baumwolle bleibt gleich im Schrank. Neben geeigneten Materialien solltest du hier unbedingt auf die richtige Passform achten. Unterwäsche wärmt am besten, wenn sie eng anliegt – direkt auf der Haut. Ein Schlabberlook macht vielleicht die bessere Figur, bringt aber leider nichts.

 

2. Schicht

Die zweite Schicht kümmert sich vorrangig um die Wärme und bildet eine Isolierschicht. Je nach Temperatur kann diese Schicht natürlich auch aus zwei Lagen bzw. zwei Kleidungsstücken bestehen. Für den Oberkörper eignen sich beispielsweise Pullover aus synthetischen Fasern (z.B. Fleece) oder aber aus Wolle. Das dickere/weitere Teil wird selbstverständlich über dem dünneren/engeren getragen. Leichtes, luftiges Fleece hat hier grundsätzlich den Vorteil, dass die wertvolle Wärme sehr gut gespeichert wird, während das Maximum an Feuchtigkeit transportiert werden kann. Üblicherweise ist diese zweite Schicht nicht winddicht, wasserabweisend oder gar wasserdicht. Dies würde das Weiterleiten von Wasserdampf nach Außen einschränken.

 

Winter

Warmes Fleece - nicht nur an der Ostsee das Richtige

 

Auch für den Unterkörper sind bequeme, gemütliche Hosen aus dickem Fleece (z.B. Polartec) hervorragend geeignet. Oder gleich ein Einteiler oder eine Latzhose (Bib), die Unter- und Oberkörper gleichermaßen wärmen. Ihre Vorteile: Es kann nichts verrutschen und die empfindliche Region um die Nieren herum bleibt stets gleichmäßig bedeckt. Nur beim Wasserlassen kann es unter Umständen mit einem Overall aus Fleece etwas länger dauern ;)

Eine interessante Alternative stellen Hosen mit Primaloft-Isolation dar. Sie leiten die Feuchtigkeit zwar etwas weniger effektiv, wärmen dafür aber noch besser. Falls du also nicht viele Kilometer zurücklegen musst und stattdessen bis zur Hüfte im kalten Wasser stehst und den Grund nach Äschen absuchst oder stundenlang auf einem Boot sitzt und deinen Hechtstreamer einstrippst, sind diese Hosen mit synthetischer Füllung (vergleichbar zu Daunen) empfehlenswert.

 

3. Schicht

Bis auf die Wathose ist dein Unterkörper nun bestens versorgt. Selbstverständlich kannst du deine normale, atmungsaktive Wathose auch bei niedrigen Temperaturen nutzen. Allerdings trägt sie zur Wärmeisolation kaum noch etwas bei. Ganz anders eine Wathose aus dickem Neopren. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt (und darunter) gibt es nichts Wärmeres und Bequemeres als eine Neoprenhose! Auch wenn sie optisch vielleicht nicht mit einem atmungsaktiven Modell mithalten kann, ist sie bei eisiger Kälte eine super Wahl. Insbesondere dann, wenn du keine schweißtreibenden Märsche zu bewältigen hast und auf den extra Feuchtigkeitstransport getrost verzichten kannst.

Über dem Fleece-Pullover kannst du als perfekte Ergänzung der Isolationsschicht eine Daunenjacke oder eine synthetische Variante mit Primaloft-Füllung tragen. Beide Jacken sind ungemein leicht und bieten besten Wärmekomfort, ohne dabei dick aufzutragen. Diese Schicht wird immer etwas lockerer gewählt, damit sich hier ein Polster aus erwärmter Luft bilden kann.

 

4. Schicht

Die letzte Schicht schützt deinen Oberkörper vor nasskalter Witterung. Egal ob ein frischer Wind weht, ob es regnet oder schneit. Du brauchst eine verlässliche 100% wasserdichte Jacke, die dich von Außen trocken hält und gleichzeitig die Feuchtigkeit von Innen entweichen lässt. Mittlerweile gibt es viele unterschiedliche atmungsaktive Membranen auf dem Markt, die diesen Job mit Bravour erfüllen. Natürlich lässt aber nicht jedes Fabrikat die gleiche Menge an Dampf durch und nicht alle Materialien sind für Dauerregen geeignet. Die größten Unterschiede werden jedoch erst in extremen Situationen und bei Nutzung über einen längeren Zeitraum hinweg sichtbar. Unterm Strich gilt bei Watjacken/Funktionsjacken aber: You’ll get what you pay for! Will heißen, wer einmal etwas tiefer in die Tasche greift, der bleibt auch länger trocken.

 

Und sonst noch?!

Abschließend freuen sich auch deine Hände und dein Kopf über etwas Wärme. Es ist ein Mythos, dass der menschliche Körper über den Kopf auskühlt. Zahlreiche Studien haben in den letzten Jahren gezeigt, dass der Verlust von Wärme etwas mit der jeweiligen Fläche zu tun hat, nicht mit dem eigentlichen Körperteil. Unbestritten sind warme Ohren bei eisigen Temperaturen und kaltem Wind jedoch wichtig. Eine geeignete Wollmütze oder eine Kopfbedeckung aus Fleece gehört zur Winterausstattung deshalb unbedingt dazu. Das Gesicht kann zusätzlich durch einen Buff geschützt werden. Im Unterschied zu den Multifunktionstüchern mit hohem UV-Schutz für den Sommer gibt es für die kalte Jahreszeit ähnliche Fabrikate aus dünnem Fleece oder Merinowolle. Flauschig und warm!

 

Winter

High Five - Handschuhe gehören im Winter dazu

 

Bei den Handschuhen kommt es ganz auf die Art der Fischerei an. Ob du Fäustlinge, fingerlose Handschuhe aus dickem Fleece oder dünne Varianten aus Neopren wählst ist abhängig davon, ob du viel strippen musst, häufig deine Fliege wechselst etc.. Vorrangig geht es darum, dass dein Puls am Handgelenk gewärmt wird. Umso wärmer dieser Bereich ist, desto weniger frieren auch deine Fingerspitzen.

 

Passende Accessoires und das Zwiebelprinzip halten deinen Körper also warm und trocken. Aber nur, wenn die richtigen Kleidungsstücke miteinander kombiniert werden, wenn sich die jeweiligen Materialien und Funktionen ergänzen. Je nach Witterung und Temperatur können diese Schichten verändert und angepasst werden. Ein flexibles Schichtensystem also, mit dem du dich beim Fliegenfischen im Winter auf das Wichtigste konzentrieren kannst: Das Fischen!

 

Wir wünschen dir einen warmen Winter und viele Stunden am Fischwasser – ganz ohne kalte Füße und klappernde Zähne!

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