Kaum ein deutscher Raubfisch-Experte hat zu so vielen, innovativen Entwicklungen im Spinnfisch-Bereich beigetragen, wie Dietmar Isaiasch. Vom Vertikalfischen auf Zander, über das Publikmachen spannender US-Techniken, bis hin zur Entwicklung brandheißer, neuer Köder und Ruten. Grund genug uns für ein nettes Gespräch mit Didi zu treffen, in dem er uns neben vielen, spannenden Themen seine heißesten Top-10 Sommer-Tipps verraten hat.
adh-fishing: Hallo Dietmar! Seit gut über 30 Jahren bist du professionell in der Angel-Szene tätig. Es gibt wohl kaum eine Plattform, auf der du in den letzten Jahren nicht vertreten warst: angefangen bei Artikeln in den allermeisten Angel-Zeitschriften, über DVDs, Fernsehauftritte, Bühnen-Shows, internationale Wettkämpfe, bis hin zur Entwicklung bekannter Ruten und Köder. Sogar deine eigenen Bücher hast du geschrieben! Jeder, der mehr oder minder mit der Raubfisch-Angelei in Berührung ist, kennt vermutlich dein Gesicht und deshalb freuen wir uns natürlich ganz besonders, dich hier heute zu einem Gespräch einzuladen.
Dietmar Isaiasch: Ja, vielen Dank für die Einladung. Ist schon komisch, wenn man mal zurückblickt, was man so alles gemacht und entworfen hat, ohne müde zu werden und immer noch tolle, innovative Ideen auf Lager hat. Man darf jedenfalls immer noch gespannt sein.
adh-fishing: Ich kann mich selbst noch gut daran erinnern, als ich mich vor ca. 20 Jahren als Jungangler für Alles, was mit Angeln zu tun hatte, brennend interessierte. Dein Gesicht war schon damals auf etlichen Angel-Magazinen und -DVDs zu sehen. Ich kann mich besonders an die Thematik Vertikalfischen erinnern. Du hast diese Technik damals mitentwickelt, wie kam es dazu?
Dietmar Isaiasch: Das ist schon echt sehr lange her, als sich eine Truppe verrückter Zanderangler aus Amsterdam aufs Angeln mit Gummiködern spezialisierte. Damals wurde in Holland fast ausschließlich mit Köderfisch auf Zander gefischt. Teilweise mit sehr speziellem, filigranem Gerät und kaum jemand hat mit Kunstködern auf Zander geangelt. Eine kleine Gruppe um Rob Blom, Bertus Rozemeijer, ein paar anderen und mir haben damals erst mit kleineren, selbstgegossenen Pilkern und später dann mit Gummifischen vom Boot aus über dem Grund gejiggt. Wie erfolgreich der Gummifisch auf Zander sein konnte, hatte sich für mich bereits an meinem heimatlichen Rhein-Herne-Kanal etliche Male bestätigt. Das war Ende der 80er, damals gab es nur sehr wenige Gummiköder auf dem Markt – teuer und schwer zu kriegen – und die Fischerei war so gut wie nicht erschlossen. Sowohl die Köder, deren Führung, als auch (für heute) selbstverständliche Dinge wie Stinger am Gummifisch, tote Rute, usw. haben wir für uns herausgefunden und publik gemacht. Einen echten Boom ergab sich allerdings, als meine Frau Carmen (als mein Team-Partner) zusammen mit mir die allererste offizielle Raubfischweltmeisterschaft 2002 in Frankreich gewannen, natürlich mit genau dieser Technik! Danach war das Vertikalangeln plötzlich in aller Munde!
Carmen mit einem stattlichen Vertikal-Hecht.
adh-fishing: Hat sich das Vertikalfischen seitdem stark verändert und würdest du sagen, dass diese Technik heute noch immer so effektiv ist wie damals?
Dietmar Isaiasch: Sicherlich ist das Vertikalfischen heute noch sehr effektiv, besonders in Kombination mit modernster Live-Technik! Hierdurch hat sich ein breiter Horizont für uns Angler aufgetan. Natürlich hat sich auch das Angelgerät selbst stark verbessert. Schnelle Ruten, feine geflochtene High-Tech-Schnüre und jede Menge geile Köder liefern mehr Bandbreite und beim Fischen mehr Feingefühl. Das klassische Vertikalfischen verlor zwischenzeitlich ein wenig an Popularität, da angenommen wurde, dass diese Technik nur in großen Tiefen möglich sei. Dieser Fehlglaube wurde aber besonders dank der modernen Livetechnik, die es vereinfacht die Fische im Mittelwasser und in flacheren Zonen zu fangen, aus dem Weg geräumt. Dadurch ist das (moderne) Vertikalfischen zuletzt wieder deutlich populärer geworden.
adh-fishing: Besonders mit der Zander- und auch Barschfischerei bringen dich die Menschen in Verbindung. Was fasziniert dich an diesen beiden Fischarten so sehr?
Dietmar Isaiasch: Naja, eigentlich ist es der Zander, der mich schon von Anfang an fasziniert hat. Barsch und Hecht waren – zumindest früher – immer Beifang, auch wenn sich die Größen durchaus sehen lassen konnten. Um den Zander schwirrte für mich immer eine Art Mythos. Ein neugieriger, aber sehr zickiger, weniger vorhersehbarer Fisch, ähnlich wie eine Katze. Besonders die Jagd auf sehr große Zander war für mich sehr spannend, da die Luft dort oben sehr dünn wird und das Fangen von wirklich großen Fischen extrem schwierig war und ist. Auch die Vielseitigkeit der Fischerei reizte mich enorm: Ob mit Gummi, Wobbler, schleppend, mit Köfi oder einer Kombination aus verschiedenen Techniken – die Zanderfischerei war für mich schon immer extrem facettenreich. Erst innerhalb der letzten 20 Jahren habe ich mich mehr und mehr auf Hecht & Barsch konzentriert, da ich auch viel mehr werfend unterwegs bin!
Ein zorniger Zander - Didis Lieblingsfisch!
adh-fishing: Tipps für Einsteiger! Worauf sollten Anfänger bei der Rutenwahl achten, wenn es auf diese beiden Zielfische gehen soll?
Dietmar Isaiasch: Die meisten Menschen wählen ihre Rute je nach Zielfisch. Dieser Ansatz ist aber in meinen Augen nicht so zielführend. Wenn ich Tipps zur richtigen Rutenwahl gebe, dann immer auf die Köder und Angeltechnik bezogen und nicht unbedingt auf die Fischart. Zum Jiggen sollte die Rute immer straff und eine schnelle Spitzenaktion haben, um den Jig schnell vom Boden zu starten. Beim Fischen mit Wobblern und Crankbaits darf die Rutenaktion gern etwas durchgängiger sein. Bei der Rutenwahl ist neben der Aktion natürlich das Wurfgewicht entscheidend und dieses hängt ausschließlich von den Ködern ab. Je nach Zielfisch solltest du dir also eher die Frage stellen: Welche Köder und mit welchen Techniken will ich mit fischen? Ein guter Test: einfach den Köder an die Rutenspitze hängen, wenn sich die Spitze ein bisschen neigt, passt das Wurfgewicht (bzw. Ködergewicht) zur Rute. Und denkt daran: Das Wurfgewicht ist das endgültige Ködergewicht – also der Jigkopf + Gummiköder!
adh-fishing: Der Köderwald ist groß, besonders oft sieht man dich aber mit Gummifischen angeln. Hast du bei der Köderwahl eine Faustregel für Größe und Farbe? Gilt das nur für Gummifische oder für alle Kunstköder?
Dietmar Isaiasch: Meine Köderwahl ist in erster Linie abhängig von der Jahreszeit und dem Futterangebot. Ein guter Ansatz, wenn das Gewässer unbekannt ist: Schau einfach mal bei den Stippanglern in den Setzkescher, da kann man sich super an der Größe der Futterfische orientieren. Wenn ich gar keine Infos über das Gewässer hab starte ich meist mit einem mittelgroßen Köder (ca. 12 cm für Hecht, ca. 8-10 cm für Zander, 7-9 für Barsch). Später kann man dann immer noch die Größe anpassen. Diese Herangehensweise nutze ich für alle Köderarten. Aber du hast Recht, besonders gerne verwende ich Weichköder, weil ich da selbst schon unglaublich viele Modelle und Marken entwickelt habe, aber natürlich auch, weil sie so ungemein vielseitig einsetzbar sind.
Ein Weichköder in Chartreuse konnte bei leicht angetrübtem Wasser diesen kugelrunden Traum-Barsch überzeugen.
Die Köderfarbe wähle ich dann entsprechend der Wasserfärbung: für trübes Wasser eher grelle Farben – für klares Wasser eher dezente Töne. Besonders gefällt mir ein leichter Braun- bzw. Grünstich im Wasser und dann liebe ich Chartreuse Akzente im Köder. Köder mit Streifen, die die Farbe durchbrechen, fische ebenfalls sehr gerne.
Für die Wassertemperatur gilt: In den kalten Jahreszeiten tendenziell etwas größer, langsamer fischen – bei wärmeren Temperaturen eher etwas schneller, kleiner fischen. Ausnahmen bestätigen wie immer die Faustregeln!
adh-fishing: Wenn du nur noch einen Köder fischen dürftest, welcher wäre das und warum?
Dietmar Isaiasch: Na logisch einen Gummifisch, das ist für mich mit Abstand der flexibelste Kunstköder. Und mein Lieblingsmodell, mit dem ich zuverlässig Zander, Barsch und Hechte fangen kann, das wäre der ShadTeez von Westin! Ich mag besonders den älteren Shadteez mit der etwas bauchigeren Körperform, der sehr schön flankende Bewegungen unter Wasser entfaltet. Wer den Köder etwas schlanker mag kann am Bauch einfach ein bisschen abschneiden und den Köder so tunen. Also für mich ist der ShadTeez in 9 cm und 12 cm ein absoluter Lieblingsköder, der überall auf der Welt seine gnadenlose Fängigkeit beweist!
Didis Lieblingsköder: Der ShadTeez von Westin. Ein stattlicher Zander als Beweis!
adh-fishing: Was sind deine absoluten Lieblingsbedingungen beim Raubfischangeln, bzw. gibt es diese überhaupt? Unterscheiden sich die unterschiedlichen Raubfische in ihrem Verhalten gegenüber den Bedingungen stark voneinander?
Dietmar Isaiasch: Ganz klar: Wind und leicht trübes Wasser! Ententeich immer schwierig, das gilt für alle Räuber. Windstärke 3 auf dem Wasser und eine ganz leichte Trübung: leicht braun oder leicht grün (im Sommer) – das ist in meinen Augen absolut ideal. Im Winter liebe ich leichtes Hochwasser durch Schnee oder Regen. Dann ist der Fangerfolg fast schon garantiert!
adh-fishing: Modernes Spinnfischen involviert teilweise eine Menge Elektronik, das kann schnell sehr teuer werden. Braucht man diesen „Schnickschnack“ überhaupt, um erfolgreich zu sein? Welche Tipps hast du zum Thema ‚Spotwahl‘ und ‚Fische finden‘ für Diejenigen, die kein Boot oder Echolot besitzen?
Dietmar Isaiasch: Wer kein Echolot hat und vom Ufer aus losgehen will, dem empfehle ich Google Maps! Dort erkennt man die verheißungsvollen Stellen an allen Gewässertype mit hoher Trefferquote. Wichtig ist dabei, dass man weiß, wonach man suchen muss! Im Grunde suchen alle Raubfische gern die Stellen, an denen Monotonie durch Struktur durchbrochen wird: Hafeneinfahrten, Einläufe, Flachwasserzonen, Abbruchkanten, Randbereiche von Krautfeldern, usw. Diese Strukturen lassen sich mit heutigen Satellitenbildern hervorragend erkennen, denn von oben sieht man bei vielen Gewässern bereits die Struktur unter Wasser ganz gut, gerade in den Uferbereichen.
Vom Ufer mit Erfolg: Nahe der Steinpackungen warten oft große Räuber auf Futterfisch.
Ein weiterer Tip: auf Wasservögel achten! Haubentaucher, Kormorane, Möven, etc. verraten wo sich der Futterfisch aufhält. Hier sind dann die Raubfischer auch nicht fern.
Das Fischen mit moderner Live-Technik ist natürlich präziser und man kann sich Fische aktiv „rauspicken“. Man fängt natürlich nicht jeden Fisch, den man sieht, aber besonders bei der Jagd auf sehr große Fische kann diese Technik sehr effektiv sein. ABER: Je mehr Zeit man mit dem Echo beschäftigt ist, desto weniger ist der Köder im Wasser. Deshalb ist die Fangfrequenz ohne diese Technik an der richtigen Stelle oft höher!
adh-fishing: Die Raubfischszene hat sich gerade in den letzten Jahren rasant entwickelt, besonders aus Amerika und Asien sind viele Trends ‚rübergeschwappt‘. Welche Entwicklungen waren für dich am einschneidendsten? Welche neuen Techniken sind für dich am interessantesten?
Dietmar Isaiasch: Wenn ich so zurückschaue, war ich einer der allerersten, der das Drop Shot Fischen nach Deutschland gebracht hat. Anfangs noch von allen Seiten belächelt und heute eine ganz vertraute Technik, die sich sehr großer Beliebtheit erfreut. Während meiner Zeit in den USA habe ich in einer Köderfabrik gearbeitet und dort unglaublich viel über Köderbau, Materialien, Lockstoffe, etc. lernen dürfen. Das half mir natürlich ungemein bei der Köderentwicklung hier in Europa.
Drop-Shot & Co: Moderne US-Techniken erfreuen sich mittlerweile auch hier sehr großer Beliebtheit.
Aktuell ist das NED Fishing echt heiß und stark im kommen! Und auch die damit verbundenen neuen Köder aus TPR (Thermo Plastic Rubber, sehr elastisch, sehr ausdauernd und langlebig, dabei umweltschonend). Aber nicht alle „US- oder Japan-Techniken“ kann man 1:1 auf unsere Europäische Fischerei übertragen, da der dort verbreitete Bass (Schwarzbarsch) viel aggressiver und weniger reizgebremst ist als unser heimischer, europäischer Namensvetter.
adh-fishing: Du hast viele Jahre Guidings angeboten. Machst du das immer noch oder fehlt dir dazu mittlerweile die Zeit oder gar Lust?
Dietmar Isaiasch: Da ich viel für meinen YouTube Kanal unterwegs bin und mich auch um Westin in Deutschland und Österreich kümmern muss, fehlt mir leider ein wenig die Zeit. Es macht mir aber nach wie vor eine Menge Spaß und wenn ich die Zeit finde, biete noch immer einzelne Touren an, aber nicht mehr so oft wie früher. Einfach mal bei mir auf www.lureangler.com reinschauen, vielleicht schaffen wir es ja einmal zusammen ans Wasser!
adh-fishing: Es gibt ja mittlerweile eine unglaubliche Auswahl an vermeintlichen Top-Brands für jede Sparte des Spinnfischens. Was unterscheidet Westin von den allermeisten Herstellern auf dem Markt?
Dietmar Isaiasch: Im Specialist-Bereich „Raubfische“ ist Westin eine Marke, die alle Bereiche und Fischarten sowohl im Süß- als auch im Salzwasser abdeckt. Wir produzieren und entwickeln alles, außer Rollen! Ein großer Unterschied zu sehr vielen anderen Brands: bei Westin angeln wirklich alle Mitarbeiter, die mit der Produktentwicklung bis hin zum Einkauf, der Vermarktung, dem Sales und Service beauftragt sind. Unser Chef ist natürlich auch leidenschaftlicher Raubfisch-Angler.
Angefangen hat alles vor 70 Jahren mit Hardbaits in Schweden. Heute ist die Marke weltweit vertreten und besonders in den USA und in Europa unglaublich stark. Einen Riesenvorteil, den wir bei Westin haben ist, dass wir aus dem geballte Experten-Wissen eines total vielseitigen Pro-Teams schöpfen können und Spezialisten wie Jürgen Larsson (Erfinder des pelagischen Angelns), Luc Coppens und viele weitere Pro Angler in unsere Produktentwicklung integrieren können. Das ist unglaublich wertvoll und grenzt Westin von vielen anderen Brands ab.
adh-fishing: Vor einigen Jahren warst du bereits bei Westin. Was hat dich dazu bewegt zurückzukommen und was hat sich für dich geändert?
Dietmar Isaiasch: Ich schätze bei Westin die sehr menschliche und respektvolle Art im Umgang mit seinen Mitarbeitern. In Skandinavien ist dieses Arbeitsverhältnis einfach sehr herzlich und bei Westin merke ich dies ganz besonders. Für mich war dort die Tür immer offen ich habe bei Westin das Gefühl, dass meine Arbeit und Kreativität einfach sehr geschätzt wird. Das motiviert natürlich!
adh-fishing: Heute bist du bei Westin fest in die Produktentwicklung involviert. Wie sieht so ein Entwicklungsprozess aus? Wie lange dauern die Testphasen in etwa (Ruten vs. Köder)?
Dietmar Isaiasch: Viele unterschätzen die Arbeit und Zeit, die hinter jedem Produkt steckt. Bei Ködern vergehen von der Idee über die ersten Handmuster, den ersten Prototyp und weiter Testprodukten, bis hin zur fertigen Ware, wie sie im Angelladen landet, etwa 9 – 12 Monate. Durch COVID haben sich die Zeiten natürlich nochmal ausgedehnt verschoben und aktuell dauert so eine Köderentwicklung eher 12-18 Monate.
Jede Westin Rute durchläuft eine intensive Test-Phase, bevor sie endlich in die Angel-Shops darf.
Bei Ruten dauerte es ca. ein knappes Jahr. Normalerweise kommen die Handmuster bei Ruten etwas schneller, besonders wenn ich selbst in der Fabrik vor Ort sein kann, um die Muster zu testen. Das war mir wichtig, da ich für meine Ruten die Blanks komplett selber backe, damit ich genau entscheiden kann, welche Carbonmatte wann und wo eingesetzt wird, um eine bestimmte Aktion zu erzielen. Heutzutage (mit Corona) dauert es von der Konzeptionierung bis zur finalen Produktion ca. 12-15 Monate, da besonders bei der Rohstoffbeschaffung unplanmäßige Verzögerungen eintreten.
adh-fishing: Wovon lasst ihr euch beeinflussen bei der Ruten- und Köderentwicklung? Woher bekommt ihr Anregungen und Feedback?
Dietmar Isaiasch: Bei uns (Westin) in der Entwicklung läuft alles nach dem Motto: wer viel Fischt, der weiß auch viel…und da alle selbst Angler sind gibt es einen niemals endenden Pool an Ideen und ganz viel Feedback.
Man kann grob sagen, dass aus 20 Ideen +/- drei verwirklicht werden. Westin hat das Glück aus einem sehr großen Wissens- und Ideenpool extrem spezialisierter Angler zu schöpfen. Das Potential für hervorragende, innovative Ideen ist also enorm. Manche Konzepte werden vielleicht zunächst nicht so gut angenommen, sind aber zum Teil ihrer Zeit ein paar Jahre voraus und landen dann später noch einmal auf dem Tisch. Ein gutes Beispiel ist der Spin-Jig.
Wer viel fischt, weiß auch viel: Das geballte Expertenwissen ist bei Westin ein fantastischer Nährbodden für neue Ideen.
adh-fishing: Bei Westin werden die Ruten mit W3, W4, W6, etc. beschrieben, was unterscheidet die einzelnen Serien voneinander?
Dietmar Isaiasch: Diese Kategorisierung haben wir uns von der Automobil-Industrie abgeschaut. Je höher die Zahl, desto mehr Features, PS, Carbonanteil, exklusive Komponenten, etc. Das heißt nicht, dass eine W4 schlechter ist als eine W10. Es kommt eben darauf an, was der Angler/die Anglerin sucht, wie viel er/sie ausgeben will und wie die Rute benutzt wird. Angelruten werden ja teilweise sehr grob "herumgeschmissen", das tut bei einer 150€ Rute nicht so weh, wie bei einer 800€ Rute. Es ist für uns aber auch eine Möglichkeit die Empfänglichkeit am Markt zu testen. Ein super Beispiel dafür ist die Powerteez: Wir befürchteten, dass sie vielleicht zu steif und zu schnell für die meisten Angler war, also produzierten wir sie zuerst im W3-Bereich. Die Rute kam aber so gut an, dass wir sie dann auch auf die hochwertigeren Serien erweiterten und die gleiche Aktion in einem noch hochwertigeren Aufbau anbieten wollten.
adh-fishing: Hast du eine Lieblingsrute aus dem Westinprogramm?
Dietmar Isaiasch: Meine PowerTeez! Diese Rute habe ich vor vielen Jahren für Westin entwickelt und sie ist immer noch meine allererste Wahl zum Jiggen auf Zander, Hecht und Barsch!
adh-fishing: Angeln ist bei dir seit einigen Jahrzehnten nicht nur Passion, sondern dein Hauptberuf. Fällt es dir manchmal schwer abzuschalten? Vielleicht nochmal zurück zum Friedfischangeln in deiner Freizeit?
Dietmar Isaiasch: Wenn ich von etwas abschalten muss, hieße es für mich, dass es keinen Spaß macht. Das empfinde ich beim Angeln ganz und gar nicht so, da Hobby und Beruf fließend ineinander übergehen. Wenn ich meinen Fokus mal umlenken muss oder etwas Energie für neue Ideen tanken will, zeichne ich oder gehe mit dem Hund spazieren. Das ist für mich der perfekte Ausgleich!
adh-fishing: Sommerloch? Gibt es das für dich beim Spinnfischen? Was halten die heißen Monate des Jahres für dich bereit? Was sind fischereilich deine Sommer-Highlights?
Dietmar Isaiasch: Es gibt keine schlechte Jahreszeit fürs Raubfischangeln! Durch die Klimaveränderung verfließen die Jahreszeiten deutlich mehr und es fällt immer schwerer das Jahr in abgegrenzte Klimaperioden zu unterteilen. Für mich gibt es absolut kein Sommerloch beim Spinnfischen, da man immer auf Raubfische angeln kann, solange es die Schonzeiten erlauben. Zander, Hecht und Barsch reagieren nicht so empfindlich auf höhere Temperaturen (wie Salmoniden zum Beispiel) und besonders die Sommermonate halten viele abwechslungsreiche Fischereien für uns Spinnfischer bereit. Ich stelle mir im Sommer viel mehr die Frage der Spotwahl. Wo ist Futterfisch, wo sind Strukturen, wo ist mehr Sauerstoff / Strömung, wo sind die Krautkanten. Auch die Art der Angelei kann sehr spannend im Sommer sein, so kann man zum Beispiel spektakuläre Momente mit Top-Water Ködern erleben. Also für mich ist der Sommer eine absolut Spannende Jahreszeit bei der Jagd auf Raubfische mit der Spinnrute!
Didis Top-10 Tips für den Sommer!
- Grünes Kraut finden (keine abgestorbenen, braunen Pflanzen), in der Nähe gibt es Futterfische und Räuber.
- Flach fischen überm Kraut!
- Wenn in der Nähe von Pflanzen gefischt wird, auch immer mal auffällige Köderfarben fischen. Selbst wenn das Wasser klar ist.
- Tempo mit dem Köder machen!
- Auch gerne extra Krach machen, z.B. mit rotierenden Blättchen oder Kugeln im Köder.
- Oberflächenköder ausprobieren besonders am frühen Morgen!
- Strömungsreiche Abschnitte aufsuchen: Einläufe, Windschneisen, überall dort, wo viel Sauerstoff ins Wasser eingetragen wird.
- An großen Gewässern einfach mal durchs Freiwasser schleppen oder kurbeln.
- Gerne mal extreme Dinge ausprobieren: sehr kleine Köder oder auch mal sehr große Baits fischen. Das "Muster durchbrechen"!
- Wenn der Himmel etwas bedeckt ist auch die Mittagsstunden ausfischen, nicht nur immer früh und sehr spät. Nicht selten kommen gute Fische über Mittag im Sommer.
adh-fishing: Didi, vielen Dank für das interessante Gespräch, die hilfreichen Tipps und die Einblicke, die du uns hinter die Kulissen bei Westin geben konntest. Wir wünschen dir Tight Lines für die laufende Saison und freuen uns auf viele weitere, spannende Innovationen von dir, die sicherlich kommen werden.