Angelschnüre Made in Germany - Dafür steht der Name ‚Stroft' seit vielen Jahren. Und bereits seit der ersten Stunde findet ihr die Vorfächer und Vorfachmaterialien von Stroft in unserem Webshop. Grund genug, einmal hinter die Kulissen bei Stroft zu schauen. 10 Fragen - 10 Antworten mit André Giermann, einer der Geschäftsführer der WAKU GmbH.
adh-fishing: Hallo André! Mein erstes gezogenes Vorfach von Stroft zum Trockenfliegenfischen habe ich mir 2011 gekauft. Und bis heute ist das Stroft GTM noch immer in eurem (und unserem) Sortiment. Das spricht für die Qualität eurer Schnüre. Ist das der Kern eurer Philosophie?
André Giermann: Hallo Alex, ständig die jeweils besten Angelschnüre mit der jeweils neuesten Technologie anzubieten, das ist unsere Philosophie bzw. unser Ziel. Abgerundet wird das noch durch höchstmöglichen Service für unsere Kunden! Und natürlich bezieht sich das auch auf unsere Zubehörartikel wie die Vorfachringe, das Vorfachspulensystem oder unsere NiTi Mono- und Polywire Vorfächer.
adh-fishing: Stroft - Der Name ist den allermeisten Fliegenfischern und Anglern in Deutschland ein Begriff. Aber wofür steht er überhaupt?
André Giermann: Der Name STROFT setzt sich zusammen aus den Wörtern „STRONG“ und „SOFT“ und ist unser registrierter Markenname. Die beiden Eigenschaften beschreiben sehr gut, was unsere Schnüre, zum Beispiel das populäre Stroft GTM, auszeichnet.
Strong & Soft - Stroft GTM Vorfächer werden per Hand gewickelt
adh-fishing: Eure Firma hat eine sehr lange Tradition. Kannst du uns einen kurzen Abriss eurer Firmengeschichte geben?
André Giermann: Walter Kummerow ist der Gründer von Stroft. Bereits in seiner Jugend hat er sich intensiv mit Angelschnüren beschäftigt. Als begeisterter Sportfischer und 24-facher Casting-Weltmeister (10 verschiedene Disziplinen im Ziel- und Weitwurf) war er immer davon überzeugt, dass zum erfolgreichen Angeln und zum Erfolg im Castingsport immer auch die jeweils beste Schnur erforderlich ist. Diese Erkenntnis hat sein weiteres berufliches Leben geprägt! Bereits Ende 1960 diskutiert er mit dem Entwicklungsleiter der Plate GmbH aus Bonn die weitere Verbesserung der damals weltbesten Angelschnur (PLATIL STRONG). Etwas später wurde er Leiter für Forschung und Entwicklung beim damals größten Angelgerätehersteller Europas, der DAM in Berlin. 1983 gründete Walter Kummerow dann die WAKU GmbH in Berlin. Zeitgleich wurde für Angelschnüre der Name STROFT geboren. Seitdem tragen alle Angelschnüre der WAKU GmbH den Namen STROFT. Das war der Beginn unserer Erfolgsgeschichte! Zunächst war es die STROFT Super, etwas später übernahm dann schon die STROFT GTM die Führung unter den Monofilen - die übrigens vom TÜV München als beste monofile Angelschnur ermittelt wurde! In den folgenden Jahren kamen dann zahlreiche Angelschnüre hinzu, unter anderem die monofilen Angelschnüre STROFT ABR (aus Polyamid), sowie STROFT FC1 und STROFT FC2 (aus 100% Fluorocarbon). Und als Geflochtene für die Spinnfischerei die STROFT GTP in den Typen R und S (aus jeweils 100% Peak UHMWPE Fasern), die beispielsweise von der Zeitschrift Blinker als „der eindeutiger Testsieger“ ermittelt wurde. Danach ging es Schlag auf Schlag:
2011 – nach langjähriger Entwicklung wird das STROFT GTM-Fliegenvorfachsystem, bestehend aus 44 verschiedenen knotenlos degressiv verjüngten Fliegenvorfächern, vorgestellt und eingeführt.
2012 – die bisher „beste monofile Angelschnur der Welt“, die STROFT GTM, wird von 19 auf insgesamt 40 Durchmesser erweitert.
2015 – die STROFT LS mit der geringsten Dehnung unter den Monofilen wird dem Markt präsentiert.
2016 – das innovative STROFT Vorfachspulensystem wird vorgestellt.
2017 – die STROFT GTP Typ E erweitert das Portfolio der geflochtenen Schnüre
2019 – die STROFT NiTi Raubfischvorfächer als Mono- und Polywire werden präsentiert.
2020 – das STROFT Color Vorfachmaterial zum modernen Nymphenfischen kommt auf den Markt.
2022 – die derzeit beliebteste Mono Runningline, die STROFT Runningline erobert die Fliegenfischerszene.
Diese Entwicklung der WAKU GmbH machte auch personelle Verstärkungen in der Führung und Leitung der Firma erforderlich. Als „Lehrling“ 2001 bei WAKU angefangen, wurde ich in 2007 zum Prokuristen ernannt und bin seitdem erfolgreich für fast alle betrieblichen und geschäftlichen Abläufe zuständig. Seit Herbst 2020 bin ich neben Walter Kummerow Geschäftsführer der WAKU GmbH.
adh-fishing: Bei vielen Herstellern von Angelschnüren sind Angaben wie Tragkraft etc. mit „Vorsicht“ zu genießen. Bei euch ist das anders. Welche Werte testet ihr und wie sieht so ein Test aus?
André Giermann: Das stimmt, besonders bei den geflochtenen Schnüren gibt es teilweise sehr unrealistische, um nicht zu sagen unmögliche, Angaben, insbesondere in der Kombination Durchmesser/Tragkraft. Hier leisten wir schon seit Jahren Aufklärungsarbeit, um die Angler in diesem Thema zu sensibilisieren. Bei unseren Angelschnüren wird immer die lineare Zugfestigkeit angegeben. Diese ermitteln wir mittels einer Prüfmaschine in einem Messverfahren nach DIN-Norm (DIN EN ISO 2062). Um noch einmal auf unsere geflochtene STROFT GTP zurückzukommen: Hier sind die auf dem Etikett angegebenen Tragkräfte garantiert und sind in der Realität sogar noch höher, teilweise deutlich! Vielleicht ist für Eure Kunden auch ein Blick in unseren Katalog interessant, hier gibt es eine schöne Übersicht mit weiteren Erläuterungen zu unseren Testverfahren und zu unseren Angaben.
Ein Blick hinter die Kulissen bei Stroft - Spulen werden befüllt
adh-fishing: Du hast es vorhin im Detail ausgeführt, André. Eure Produktpalette hat sich in den letzten Jahren rasant vergrößert. Heute gibt es eine große Auswahl von Schnüren aus eurer Fertigung, die sich für ganz unterschiedliche Disziplinen der Angelei eignen. Für uns Fliegenfischer sind insbesondere die GTM, ABR, FC1 und FC2 Materialien relevant. Wo liegen die Unterschiede und Haupteinsatzgebiete dieser Produkte?
André Giermann: Da hast du ja schon die Lieblingsschnüre der Fliegenfischer aufgezählt! Kurz zusammengefasst lässt sich folgendes sagen: STROFT GTM – Diese monofile Schnur bietet höchste Zugfestigkeits- und Knotenfestigkeitswerte bei optimal elastischer Geschmeidigkeit. GTM ist weltweit die erfolgreichste Schnur für alle Angelarten, nicht nur fürs Fliegenfischen. Sie kann sehr vielseitig eingesetzt werden. Bei Fliegenfischern natürlich als Vorfach- und Tippetmaterial. Insbesondere beim Trockenfliegenfischen bringt die Geschmeidigkeit einige Vorteile mit sich. STROFT ABR hingegen bietet eine etwas härtere Oberfläche. Wenn Steine, Muscheln oder andere scharfkantige Gegenstände im Wasser vorhanden sind, dann ist die ABR die erste Wahl (wenn kein Fluorocarbon eingesetzt werden soll). Wird übrigens auch sehr gern zum Lachsfischen verwendet! Aber auch beim Nymphenfischen sehr populär, weil sie etwas steifer ist. FC1 und FC2 sind unsere beiden Fluorocarbonschnüre. Für die Fliegenfischer ist die FC 1 sicher interessanter. Neben den besonderen Eigenschaften von FC (z.B. Abriebfestigkeit, Dehnverhalten/Sensibilität, Wurfverhalten, Lebensdauer und Sichtbarkeit) wurde die FC 1 auf höchstmögliche Knotentragkräfte getrimmt. Und ist daher 1. Wahl als Vorfach- und Tippetmaterial, besonders beim Nymphenfischen. Die FC 2 wird eher zum Spinnfischen als Vorfach genutzt. Also ist diese perfekt geeignet für euren neuen Bereich im Shop!
Stroft FC1 - Eine perfekte Wahl für die feine Äschenfischerei
adh-fishing: Trockenfliegenfischen ohne ein gutes Vorfach ist undenkbar. Und eure GTM Leader gehören zu den besten, die wir kennen. Aber wie wird so ein gezogenes Vorfach eigentlich hergestellt?
André Giermann: Die STROFT GTM Fliegenvorfächer werden am Start identisch zu der „normalen“ Angelschnur hergestellt. Haben also mit der Polymerlegierungszusammenstellung, der Extrudierung und der Veredlung die gleichen Arbeitsschritte. Dann folgt der Arbeitsschritt welcher hier sehr schwierig ist und letztlich die Spreu vom Weizen trennt…die Verstreckung! Hier wird das Fliegenvorfach sprichwörtlich in die Länge gezogen um die Maße für die Keule, die Verjüngung und die Spitze zu erreichen. Und dieser Schritt ist um ein Vielfaches schwieriger als bei „normalen“ Angelschnüren. Am Ende durchlaufen auch die Fliegenvorfächer den Bereich der Temperung, um innere Spannungen zu minimieren und dadurch die Knotentragkräfte zu verbessern.
adh-fishing: Das Angeln auf Raubfische boomt - auch mit der Fliege. Besonders froh waren wir deshalb, als ihr vor einigen Jahren auch Titanmaterial auf den Markt gebracht habt, mit dem man bedenkenlos auf Hecht und Co. fischen kann. Was kannst du uns über diese Materialien sagen?
André Giermann: Drähte aus Nickel-Titan-Legierungen (NiTi) erfreuen sich zunehmender Beliebtheit – hauptsächlich wegen ihrer einmaligen Eigenschaft, auch nach starken Verbiegungen immer wieder in den alten Zustand zurückzuschnellen. Allerdings hat das Material auch Nachteile: NiTi ist grundsätzlich anfälliger gegen Kerbeinwirkungen, z.B. bei der Verwendung von Klemmhülsen. Unser STROFT NiTi löst dieses Problem…es kann ein einfacher, ganz simpel zu bindender Clinchknoten mit 4 Umwindungen gemacht werden. So werden bis zu 100% der linearen Zugfestigkeit erreicht! Das ist natürlich ein großer Vorteil, gegenüber vielen anderen Produkten. Ein Vorfachmaterial für Raubfische, das sich schnell und leicht verarbeiten lässt.
Nickel-Titan-Legierungen - Stroft NiTi für Hecht und Co.
adh-fishing: Beinahe jedes Jahr gibt es eine Neuerung im Stroft Programm. Wie sieht die Entwicklung neuer Schnüre und Produkte bei euch aus? Wovon lasst ihr euch beeinflussen? Woher bekommt ihr Anregungen und Feedback?
André Giermann: Wir versuchen bei Neuerungen immer sehr nah am Markt bzw. bei den Anglern zu sein um Feedback zu bekommen. Für uns ist es sehr wichtig aus der Praxis zu erfahren, welche Produkte gewünscht oder benötigt werden bzw. wo Produkte verbessert werden können! Zudem pflegen wir ständigen Kontakt zu führenden Abteilungen der Forschung und Entwicklung in der Kunststoff- und Monofiltechnik und führen sehr viele eigene Tests und Untersuchungen durch. Dadurch entwickeln wir ein großes Maß an „Technischem Know-How“. Auf dieser Grundlage werden Vorgaben für STROFT Schnüre in unserem Hause entwickelt und formuliert. UND die Vorgaben werden beständig kontrolliert und ggf. korrigiert. So können alle neuen Erkenntnisse und Verbesserungen sofort in die STROFT Produkte einfließen. Der Produktname wird dabei nicht geändert. Die monofile STROFT GTM z.B. hat in ihrem „Leben“ bereits 46 Verbesserungen erfahren! Auch in die geflochtene STROFT GTP sind bisher 28 Verbesserungen eingeflossen. Das alles zusammen bildet die Grundlage für die Flexibilität und die dadurch technische Überlegenheit von STROFT Produkten.
Stroft ABR - Bei Lachsfischern sehr beliebt
adh-fishing: Neben diversen Angelschnüren habt ihr auch nützliches Zubehör in eurem Sortiment. Zum Beispiel Tippetringe oder das Vorfachspulensystem, das viele Fliegenfischer nutzen. Gibt es in diese Richtung noch mehr in der Zukunft?
André Giermann: Hier schauen wir immer welche unserer vielen Ideen machbar und umsetzbar sind. Denn auch alles Zubehör soll sich immer vom Markt abheben und auch innovativ sein. Wie z.B. bei unserem Vorfachspulensystem, welches viele kleine Neuerungen und Vorzüge ausweist, die man so vorher nicht kannte. Lasst euch auch für die Zukunft überraschen. Es wird mit Sicherheit auch was für unsere Fliegenfischergemeinde kommen!
adh-fishing: Das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ spielt auch beim Fliegenfischen eine immer größere Rolle. Umweltverträgliche Verpackungen von Flugschnüren, recycelte Materialien bei der Herstellung von Watbekleidung oder bestimmte Fertigungsmechanismen zum Bau von Fliegenruten - um nur einige Beispiele zu nennen. Wie steht ihr zu dem Thema bei Stroft?
André Giermann: Nachhaltigkeit, ein ganz wichtiges Thema! Und das nicht erst seitdem es häufiger durch die Presse läuft. Auch wir versuchen hier unseren Beitrag zu leisten, vorrangig durch kurze Produktions- und Lieferwege, 100% Ökostrom und -gas und nachhaltige Materialien. So verwenden wir z.B. teilweise Verpackungen mit einem Grasanteil. Aber auch unsere neuen 3er Packs der Stroft GTM Vorfächer leisten einen Beitrag zur Umwelt: Weniger Verpackung, mehr Vorfach. Für uns als Hersteller ist es immer etwas schwierig, alle Wünsche zu kombinieren. Aber wir müssen auch selbstkritisch sagen, dass wir hier noch einige Sachen verbessern können. Und daran arbeiten wir!
adh-fishing: Vielen Dank für das interessante Gespräch, André!