Am 13. Juni 2022 unterzeichnete die albanische Regierung eine Absichtserklärung mit Patagonia, um den Fluss Vjosa - einen der letzten wilden Flüsse in Europa - zum Nationalpark für wilde Flüsse zu erklären.
Patagonia gehört zu unseren beliebtesten Marken und das nicht nur aufgrund der durchdachten und genialen Bekleidung für uns Fliegenfischer und Outdoor-Freunde, sondern eben auch wegen des ehrgeizigen Gedanken des Non-Profit-Unternehmens in puncto Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Und am 13. März 2023 ist dem Unternehmen, mit der gesetzlichen Verankerung des ersten Wildfluss-Nationalparks in Europa, ein weiterer Meilenstein gelungen. Mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung und letzten Endes der Absegnung des Gesetztes durch die albanische Regierung ist es Patagonia gelungen, die Vjosa und drei ihrer Hauptzuflüsse für immer zu schützen.
Der Fluss Shushica ist einer der drei Nebenflüsse der Vjosa, die in Phase 1 der Nationalparkerklärung geschützt sind
Eine Koalition aus Vertretern der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und der Regierung hat an der Entwicklung dieser neuen Methode zum Schutz der Vjosa gearbeitet – mit Erfolg! Die Vorschriften sorgen dafür, dass der Fluss frei fließen kann, und tragen zum Schutz der sage und schreibe 1.100 Tierarten bei, von denen einige neu entdeckt wurden und 13 weltweit bedroht sind. Ganz zu schweigen vom Schutz von 100 000 Menschen, deren Lebensunterhalt, Kultur und Lebensweise seit Jahrhunderten mit einer wilden Vjosa verbunden sind.
Aber was ist eigentlich ein wilder Fluss? Ein wilder Fluss wie die Vjosa ist ein Strom, der sich selbst überlassen und zu 100% frei von menschlichen Bauwerken ist. Die Vjosa schlängelt sich von der Quelle bis zur Mündung ins Meer ungezähmt durch die Landschaft Albaniens und entleert, sowie regeneriert sich dabei stets selbst. Leider, sind nur etwa ein Drittel der großen Flüsse der Welt frei von menschlichen Behinderungen oder Kanalisierungen. Die Vjosa ist einer der größten in Europa, aber hoffentlich nicht der letzte Fluss, der als internationales Beispiel steht, wie man Wasser richtig schützen kann. Das Einzugsgebiet des Vjosa-Flusses macht ein Drittel oder mehr der albanischen Landfläche aus. Es ist riesig. Phase 1 des am 15. März 2023 eingerichteten Vjosa-Wildfluss-Nationalparks umfasst eine lange, schmale Fläche von 20.000 Hektar mit 400 Kilometern geschütztem Flusslauf von der albanisch-griechischen Grenze bis zur Adria und schließt drei Nebenflüsse ein. In Phase 2 sollen weitere Nebenflüsse geschützt, die Oberläufe des Flusses nach Griechenland ausgedehnt und weitere Teile des Flussbeckens einbezogen werden.
Auch für uns Fliegenfischer ist die Vjosa und ihre Nebenflüsse ein Naturerlebnis, welches seinesgleichen sucht.
Albanien hatte besondere Hürden zu überwinden, bevor sich die Aufmerksamkeit der Regierung auf einen Fluss richten konnte. "Nach dem Sturz der kommunistischen Diktatur in den 90er Jahren hatte Albanien so viele kritische Probleme zu lösen. In den 90er Jahren waren wir Überlebenskünstler. Danach, in den 2000er und 2010er Jahren, bauten wir einen Staat auf, eine demokratische Gesellschaft mit Rechtsstaatlichkeit, die es vorher nicht gab, und das war entscheidend für unser Leben", sagt Mirela Kumbaro, Albaniens Ministerin für Tourismus und Umwelt, die zuvor Professorin für interkulturelle Kommunikation war, bevor sie 2013 einen Posten in der Regierung annahm. "Aber 2013 hatten wir endlich die Möglichkeit, eine Vision davon zu entwerfen, wie Albanien sein sollte".
Um so beeindruckender ist es, dass alle Parteien zusammengekommen sind, und mit dem Vjosa-Nationalpark ein internationales Beispiel gesetzt haben, bei dem wir nur hoffen können, dass die Vjosa nicht der einzige Fluss in Europa bleibt, der geschützt wird und seinen Weg durch die Landschaft selbst entscheiden kann. Den in dem Bestreben einen Fluss durch Begradigungen, Dämme und ähnlichem zu zähmen, wird der eigentliche Fluss nur zerstört und der Fluss selbst sowie die heimischen Arten sind nicht erneuerbar. Wie ein wilder Fluss, findet auch die Natur ihren eigenen Weg, sich stets zu erneuern, zu reinigen und zu renaturieren, und das ohne sich selbst zu gefährden. Wie sagte eins der griechische Philosoph Heraklit: „Man steigt nie zweimal in denselben Fluss.“
Die letzten Merkmale eines Dammes, der Dank dem hohen Einsatz aller Beteiligten und dem Schutz des Nationalparks nicht weiter gebaut wurde.
Ryan Gellert, CEO von Patagonia, der sich seit der Nacht, in der er 2016 am Flussufer schlief, für eine freie Vjosa einsetzt:
"Es ging langsam und stetig, aber jeder hat sich verpflichtet, sich die Probleme des anderen anzuhören. Das ist einfache Diplomatie, aber sie funktioniert. Seien wir ehrlich: Die führenden Politiker der Welt werden von Bürgern und Unternehmen in einer Weise unter Druck gesetzt, die in der Geschichte beispiellos ist. Und wir verstehen zunehmend, dass wir alle von demselben lebenden Planeten abhängig sind. Die aktuelle Lektion von Vjosa ist, dass diese Dinge getan werden können und es wert sind, getan zu werden!